Muttermilch – die natürliche und ideale NAHRUNG für Säuglinge
>> Ein Gastbeitrag von Dora Schweitzer!
Gestillte Kinder werden durch die Muttermilch außerdem mit wertvollen Abwehrstoffen versorgt und erhalten eine große Portion liebende Nähe gratis dazu.
Babies haben bereits bei der Geburt einen angeborenen Saugreflex. Für die Mutter ist es jedoch eine neue Erfahrung, wenn das Neugeborene an ihrer Brust saugt. So kann es zu Beginn der Stillzeit ein wenig dauern, bis das Anlegen des Kindes eingeübt ist und das neue STILLPAAR sich aufeinander eingespielt hat. Geht es uns nicht allen so, dass wir Neues zuerst ein wenig üben müssen, bevor es reibungslos läuft?
In den ersten beiden Lebensstunden ist die Saugbereitschaft neugeborener Babies besonders groß. Deshalb ist es ratsam, dem Neugeborenen möglichst unmittelbar nach der Entbindung das erste Stillen zu ermöglichen, sofern keine medizinischen Gründe dagegen sprechen.
Gerade am Anfang kann es vorkommen, dass durch unkorrektes Anlegen und aufgrund der ungewohnten Belastung – durch das Saugen des Babys – die Brustwarzen der Wöchnerinnen schmerzen. Säuglinge, die von Beginn an (ausschließlich) an der Brust trinken dürfen, werden nach einigen Stillmahlzeiten eine gute Technik beherrschen, um mit kräfigem Saugen leicht an ihre Nahrung zu gelangen. Dann werden die überaus innigen Muttergefühle, die durch die Ausschüttung spezieller Stillhormone freigesetzt werden, die evtl. bestehenden anfänglichen mütterlichen Beschwerden rasch ausgleichen.
Häufigkeit der Stillmahlzeit
Die Milchbildung passt sich am besten dem Bedarf des Babys an, wenn ihm bei jedem Hungerzeichen die Brust angeboten wird. In welchen Abständen sich die Kleinen melden, ist unterschiedlich. Die Faustregel lautet: Ab dem dritten bis vierten Lebenstag benötigt ein Kind acht bis zwölf Mahlzeiten in 24 Stunden. Danach reduziert sich normalerweise die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. In Phasen von Wachstumsschüben – im Allgemeinen zwischen dem siebten und dem zehnten Lebenstag, in der vierten bis sechsten Lebenswoche und im dritten Monat – wollen die Babies allerdings meist wieder öfter trinken. Wenn das Baby dann nach Bedarf angelegt wird, steigt die Milchproduktion an. Das Kind erhält dadurch mehr Muttermilch und stellt sich bald darauf wieder auf länger Stillpausen ein.
Das Baby anlegen
Zum Stillen sollte die Mutter eine bequeme Position für sich und ihr Baby wählen und dafür sorgen, dass sie möglichst ungestört ist. Wenn das Baby an der Brust saugt, wird erfahrungsgemäß auch die Mutter durstig, deshalb ist es sehr sinnvoll, sich bereits vor dem Stillbeginn ein geeignetes Getränk (z.B. Tee oder stilles Mineralwasser) bereitzustellen, damit sie während des Stillens ebenfalls trinken kann.
Das Kind wird so an die Brust gelegt, dass sein Körper zur Mutter zeigt. Wichtig ist es, darauf zu achten, dass Kopf und Körper des Babys nicht gedreht sind, bzw. dass das Ohr und die Schulter des Babys eine Linie bilden.
Ein Stillkissen, zusammengerollte Handtücher oder mehrere kleine Kissen zur Unterstützung der mütterlichen Arme oder des kindlichen Körpers können beim Anlegen sehr gute Dienste leisten.
Es gibt verschiedene Stillpositionen (z.B. Wiegehaltung, Footballhaltung, Stillen im Liegen). Bei allen Stillpositionen sollte immer darauf geachtet werden, dass das Köpfchen des Kindes so dicht an der mütterlichen Brust liegt, dass das kleine Kinn die Stillbrust berührt.
Nachdem das Kleine eine Brust leer getrunkten hat, wird es von dieser Brust gelöst und anschließend an der zweiten Seite “angedockt”. Um beim Lösen die Brustwarze zu schonen, wird der kleine Finger der Mutter vorsichtig zwischen ihre Brustwarze und die Kieferleiste des Kindes geschoben, damit sich der Sog löst und das Baby seine Saugbewegungen unterbricht.
An der zweiten Brust kann das Kind dann weitertrinken, bis es satt ist. Die nächste Stillmahlzeit beginnt an der gleichen Brust, an der das Baby seine vorherige Mahlzeit beendet hat. Dieses Vorgehen hilft, die Milchbildung gut in Gang zu bringen und kann einem Milchstau vorbeugen.
Viele Stillmütter verspüren in den ersten Wochen ein unangenehmes Spannen in der prall gefüllten Brust. Dieses Spannungsgefühl verliert sich, nachdem das Kind ein wenig getrunken hat. Um zu vermeiden, dass die Brust “zu” voll wird, sollten die Pausen zwischen den Stillmahlzeiten nicht zu sehr ausgedehnt werden. Spätestens nach drei bis vier Stunden ist das erneute Anlegen notwendig.
Manche Babies trinken sehr hastig und schlucken dabei viel Luft, was schmerzhafte Blähungen verursachen kann. Vorallem bei diesen Kindern ist es wichtig, dass sie nach dem Trinken “ein Bäuerchen machen”, damit die Luft beim Aufstoßen wieder entweichen kann.
Bei einem vollgestillten Kind, das in den ersten Wochen sechs- bis acht nasse Windeln hat, spricht viel dafür, dass es genügend trinkt. Auch eine glatte Fontanelle und eine rosige Gesichtshaut lassen darauf schließen, dass es ausreichend mit Muttermilch versorgt wird.
Was sonst noch zu beachten ist
In Milchgängen, die nicht ausreichend geleert werden, kann ein Milchstau entstehen.
Die Symptome lassen sich daran erkennen, dass die Brust hart und die Brustwarze so unbeweglich wird, dass das Baby sie nicht mehr fassen kann. Um eine daraus entstehende Entzündung zu vermeiden, muss die gestaute Brust unbedingt geleert werden. Deshalb sollte immer durch rechtzeitiges Anlegen vorgebeugt werden. Falls dies aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, kann man die Brust auch mit leichtem Druck von Hand ausstreichen, bis die Spannung nachlässt. Durch vorheriges Erwärmen der Brust (z.B. mit feuchtwarmen Umschlägen) kann erreicht werden, dass sich die Milchgänge besser öffnen und die Milch leichter abfließt. In gravierenden Fällen von Milchstau hilft es evtl. auch mit einer geeigneten Milchpumpe einige Milliliter Muttermilch zu entnehmen, um das Kind danach an die wieder weicher gewordene Brust anzulegen.
Darüber hinaus führt zu seltenes Anlegen auch zu einer Reduzierung der Milchbildung. Dies ist einer der häufigsten Gründe, warum Frauen frühzeitig und frustriert abstillen. In solchen Fällen bieten kompetente Helferinnen und gute Vorbilder hervorragende Dienste. Mütter mit Stillproblemen sollten sich nicht scheuen, nach Hilfe zu suchen. Neben den betreuenden Hebammen sind ausgebildete Stillberaterinnen hier die richtigen Ansprechpartner. Viele Stillberaterinnen arbeiten ehrenamtlich, so dass trotz kompetenter und engagierter Beratung keine Kosten entstehen. Auch der Kontakt zu anderen Stillmüttern (z.B. in Stillgruppen) kann sehr hilfreich sein.
Überdies können Stress und Hektik einen Milchstau oder Milchmangel verursachen. Deshalb sollte die Zeit der kostbaren Zweisamkeit zwischen Mutter und Baby beim Stillen nicht durch zu viele Besucher gestört werden.
Milchmangel kann auch entstehen, wenn Stillmütter ihre eigene Ernährung vernachlässigen. Beim Stillen steigt der Bedarf an lebenswichtigen Nährstoffen (z.B. Eiweiß, Eisen, Vitaminen, Magnesium), der unbedingt gedeckt werden muss, damit Mutter und Kind keinen Mangel erleiden.
Frühzeitige Information ist sehr sinnvoll
Frauen, die sich bereits während der Schwangerschaft eingehend über das Thema STILLEN informiert haben, werden von überraschenden Unwegsamkeiten nicht so leicht “aus der Bahn geworfen”. Ihnen gelingt es meistens, frühzeitig zu erkennen, dass sich ein Problem ankündigt. Dies gibt ihnen die Gelegenheit, sofort geeignete Gegenmaßnahmen in die Wege zu leiten, um anschließend eine erfüllte Stillzeit mit ihrem Baby zu genießen.
Selbstverständlich gibt es über das Stillen noch weitaus mehr wichtige Informationen, als dieser kurze Überblick liefern kann. Stillbücher wie z.B. der Ratgeber “STILLEN” aus dem Trias-Verlag bieten übersichtliche und leicht verständliche Einblicke in das Thema.
Bereits während der Schwangerschaft einen Stillratgeber zu lesen, wird stillwillige Frauen rechtzeitig mit dem notwendigem Wissen versorgen. Zudem kann ein solches Buch auch nach der Entbindung als Nachschlagwerk immer wieder gute Dienste leisten.
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